
Leserbriefe zu Artikel von 8. Februar
Zu dem Rheinpfalz-Artikel "Erdwärme-Liebe noch nicht erkaltet" vom 8. Februar 2010 erreichten die Zeitung mehrere Leserbriefe aus Duttweiler:
Nun ist es also raus. Endlich wissen wir Bescheid. Seit Monaten wundert man sich in Duttweiler über die Berichterstattung der Rheinpfalz zu dem in unserer Nachbarschaft geplanten Geothermie-Kraftwerk. In den meist von Herrn Böckmann verfassten Artikeln wurden mit Regelmäßigkeit die Vorzüge der Erdwärmenutzung angepriesen und die Risiken kleingeredet, meist begleitet von einem Kommentar, in dem dann auch noch das Engagement der Bürgerinitiative lächerlich gemacht wurde. Bisher konnten wir uns diese verbohrte Einseitigkeit nicht erklären, Vermutungen über Bestechlichkeit machten schon die Runde. Aber jetzt ist ja alles geklärt: der Mann ist einfach nur verliebt! Und seine Erdwärmeliebe ist noch nicht erkaltet! Das erklärt natürlich auch den Jubelartikel vom 08.02., in dem ausschließlich Geothermie-Befürworter zu Wort kommen und der - aufgepeppt mit einer bunten Grafik - wie ein Imageprospekt der Firma Geoenergy wirkt. Da Liebe bekanntlich blind macht, ist es nun auch nicht mehr verwunderlich, dass Herr Böckmann die Besonderheit der Duttweilerer Situation nicht mehr erkennen konnte: Wir sind nämlich keinesfalls grundsätzlich gegen die Nutzung von Erdwärme. Das skandalöse Gemauschel bei der Standortwahl für das Kraftwerk hätte aber einem Presseprofi sofort ins Auge fallen müssen! Die schöne Grafik vom 08. Februar zeigt eine Muschelkalkscholle im "Förderfeld Speyerdorf". Diese Scholle soll von der Altdorfer Gemarkung aus, die direkt hinter Duttweiler beginnt, angebohrt werden. Man setzt also ein Kraftwerk an den Ortsrand von Duttweiler und bohrt von dort aus schräg unter Duttweiler hindurch ein Heißwasservorkommen an, das auf Neustadter Gebiet liegt! Die Risiken und Belästigungen haben die Duttweilerer zu tragen, aber die Genehmigungshoheit liegt bei der VG- Edenkoben. Ein Skandal, der eigentlich nicht zu übersehen ist. Weiterhin wird positiv herausgestellt: Gewerbesteuereinnahmen blieben ja im Ort. Das ist in unserem Fall aber die VG Edenkoben! Lärmgrenzwerte werden eingehalten - eine pure Selbstverständlichkeit! Förderpumpen werden zur Lärmabschirmung unterirdisch betrieben. Das mag den Luftschall effektiv abschirmen. Ob wir dann aber die in den Boden übertragenen Schwingungen zu spüren bekommen, weiß kein Mensch. Das zu erfahren ist wohl der erhoffte Erkenntnisgewinn. Wir Bürger von Duttweiler fordern deshalb die SGD auf, auch alternative Standorte zu prüfen, wie es uns Herr Seimetz schon einmal zugesagt hatte. Wir fordern von der VG Edenkoben und der SGD ein transparentes Verfahren, wie es uns Herr Gouasé zuerst versprochen hat, um dann die Änderung des Flächennutzungsplanes still und heimlich über die Weihnachtsfeiertage auszulegen. Und wir fordern die "Rheinpfalz" auf, die Kontrollfunktion einer kritischen Presse zu erfüllen und die Geothermie nicht nur durch die rosarote Brille der Verliebten zu sehen.
Dies ist der komplette Brief, die Rheinpfalz hat allerdings nur eine verkürzte Version gedruckt Bernhard Mathäß, Duttweiler
„Mit mehr Abstand zum Ort bohren" (...) Seit in Landau die Erde gebebt hat, bläst auch der Firma Geoenergy ein heftiger Wind entgegen und in Duttweiler und Schaidt haben sich Bürgerinitiativen gegen Förderprojekte des Unternehmens gebildet, schreibt Herr Böckmann. Als technisch wenig bewandertem Mitbürger fällt mir im Zeitungsbericht auf, dass unter den Aufsuchungsfeldern der Firma Geoenergy im Oberrheingraben ein Förderfeld Altdorf nicht genannt ist. Erstaunt frage ich mich: Warum will die Firma Geoenergy in Altdorf, keine 200 Meter vor den Wohnhäusern der Einwohner Duttweilers, aber im Bereich der Verbandsgemeinde Edenkoben, die Wärme spendenden Erdschichten anbohren, obwohl dort offensichtlich ein Aufsuchungsfeld nicht ausgewiesen ist? Das geografisch nächstgelegene Bohrfeld wäre in Neustadt-Speyerdorf. Warum wird nicht über dieser Lagerstätte gebohrt? Es könnte dort mit weitaus größerem Abstand zur Bebauungsgrenze von Speyerdorf und somit ohne Dauerlärmbelästigung durch das permanente Brummen der Lüfter zur Kühlung des Wärmemittels im Turbinenkreislauf gebaut werden. Es erstaunt mich, dass Herr Böckmann bei seinen Recherchen diese Diskrepanz nicht aufgefallen sein sollte. Oder wollte die Firma Geoenergy GmbH, Karlsruhe, keine Informationen zu diesem Thema an die Presse geben? Jochen Litzka, Duttweiler
„Wenig später bebte die Erde" Auf den ersten Blick ist die Idee, Erdwärme zur Energiegewinnung zu nutzen, verlockend. Wem jedoch ein Geothermiekraftwerk „direkt vor die Nase gesetzt" werden soll, setzt sich genauer mit der Thematik auseinander und erkennt die Schattenseiten: Erstens bringen Erdwärmebohrungen unkalkulierbare Risiken mit sich, beispielsweise Überflutungen (in Wiesbaden), Erdbeben (in Landau und Basel), Erdrutsche (in Kamen) oder andere Erdbewegungen, die zu massiven Schäden an Wohnhäusern führen können, wie die Katastrophe von Staufen zeigt. Zweitens geben die Betreiber von Geothermiekraftwerken kein vertrauenswürdiges Bild ab: So wurde auf einer Informationsveranstaltung der Firma Geox in Landau noch im Frühjahr 2009 eine Erdbebengefahr vollmundig ausgeschlossen. Wenige Monate später bebte in Landau die Erde. Zudem konnte Geox auf derselben Veranstaltung keine konkreten Angaben zur Lärmemission machen, obgleich es im Umkreis des Werkes laut dröhnt und brummt. Auch die Firma Geoenergy, die in Altdorf ein Geothermiekraftwerk plant, ist nicht gerade durch Transparenz aufgefallen: So warten die Bürger noch heute auf die zugesagte Lärmprognose. Das Lärmgutachten wollte Geoenergy bis September 2009 vorlegen. Es gibt also keinen Grund, auf die Beschwichtigungsversuche der Betreiber, wie sie in Ihrem Artikel zu lesen sind, zu vertrauen. Es bleibt die Frage, warum man die Technologie nicht an besser geeigneten Standorten und weiter weg von Wohngebieten erprobt? Heike Saßmann, Duttweiler
Nicht üblich ist in der Regel eine Kommentierung von Leserbriefen, in diesem Fall hat die Rheinpfalz es aber für notwendig gefunden: Anmerkungen: Das „Aufsuchungsfeld" heißt Speyerdorf, geht aber deutlich über die Lachen-Speyerdorfer Gemarkung hinaus. Der Standort zwischen Altdorf und Duttweiler liegt am südlichen Rand dieses Feldes. Gebohrt werden kann nur an tektonischen Störungszonen. Im Förderfeld Speyerdorf kamen insgesamt acht Stellen zwischen Duttweiler und Geinsheim in Frage, außerdem weitere im Wald bei Haßloch für ein weiteres Karftwerk. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd hat den Standort bei Duttweiler vorgezogen, weil er am wenigsten gegen Vorgaben der Raumordnung und Landesplanung verstoße. Konkret: Ansonsten war dort nur Landwirtschaft vorgesehen. In Staufen im Breisgau hebt sich die Erde nach einer Bohrung, die in nur 140 Meter Tiefe auf Gipskeuper gestoßen ist, der nun durch Wassereintritt aufquillt. Im Oberrheingraben gibt es laut Geoenergy Gipskeuper erst in viel größeren Tiefen. Weil anders gebohrt werde und der Gipskeuper von schweren Schichten überlagert sei, könne man ein Aufquellen ausschließen.
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