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Schaidt
10. März 2011
Kein Mitleid mit Geoenergy
| Verluste in Millionenhöhe |

Leserbriefe in der Rheinpfalz

Nachdem sich die Firma Geoenergy über hohe Verluste beklagt hat (Verluste in Millionenhöhe, siehe oben), druckte die Rheinpfalz drei Leserbriefe zu diesem Thema ab:
Für Verluste selbst verantwortlich
Seit einiger Zeit verfolge ich die Berichterstattung betreffend der Geothermieprojekte in der Südpfalz. So war es mir zufällig auch möglich, die öffentliche Mediationsrunde in Speyer zu verfolgen.
Wenn ich die dortigen Eindrücke, Informationen und Erkenntnisse richtig einordne, dann kann ich den Vertreter der Bürgerinitiative Schaidt verstehen, wenn er erklärt, „mir schwillt der Kamm”. Wenn ich jetzt in Ihrer Ausgabe lesen muss, dass die Firma Geoenergy über Verluste in Millionenhöhe jammert, dann stellt sich für jeden, auch nur ansatzweise normal denkenden Menschen die Frage, wer ist für diese Verluste verantwortlich? Die Antwort kann nur lauten: die Geoenergy selbst!
In einer funktionierenden Demokratie ist es selbstverständlich üblich, dass die durch einen behördlichen Bescheid tangierten Parteien das Recht haben, sich per Widerspruch gegen Einschränkungen, Nachteile und Gefahren zur Wehr zu setzen. Hätte die Geoenergy auch nur den Hauch von Demokratieverständnis, wären sie da wohl selbst drauf gekommen und hätten sicher vorzeitig keine teuren Bohrgeräte geordert oder Millionen von Euro unangelegt vorgehalten. Wobei sie offensichtlich nicht zu wissen scheint, ob sie nun 50 Millionen oder 60 Millionen auf der hohen Kante hat.
Mich wundert diese Vorgehensweise aber nicht. War es nicht auch die Geoenergy, die bei ihrem ersten Auftritt erklärte, ohne die Zustimmung von Bürgern würde nicht gebaut? Die Bürger haben mehr als klar ihren Willen in Unterschriftenaktionen geäußert. Wieso will die Geoenergy jetzt die kritischen Bürger mit allen Mitteln zu „ihrem Glück” zwingen?
In Speyer war zu hören, dass die SGD Süd einen wasserrechtlichen Bescheid erließ, ohne die dafür notwendige Datengrundlage gehabt zu haben. Dieser Bescheid, der zu diesem Zeitpunkt hätte nie erlassen werden dürfen war aber seinerseits Grundlage dafür, dass das Bergamt überhaupt eine Genehmigung aussprechen konnte. Über diese Tatsache waren alle anwesenden Experten mehr als ungehalten. Weiter wurde eben von den Experten auch klargestellt, dass der Bau einer Geothermieanlage in einem Trinkwasserschutzgebiet nicht ohne Risiko sein kann und weiter, dass ein Trinkwasserschutzgebiet auf keinen Fall ein idealer Standort für so eine Anlage ist.
Der Geschäftsführer der Geoenergy, Herr Peteresen (Anm. der Redaktion: Petersen ist nicht Geschäftsführer sondern Teilhaber), lief zwischen den Zuhörern und Pressevertretern umher und gab zum Besten, „Wieso regen die sich auf, das ganze Leben ist voller Risiken. Wenn man morgens aufsteht und das Haus verlässt, kann man auch von einem Auto überfahren werden”.
Diese menschenverachtenden Äußerungen zeigen deutlich, dass die Betreiber über keine geeigneten Argumente verfügen und die Menschheit nicht mit revolutionär neuer Energie versorgen wollen, sondern dass es ihnen einzig und allein darauf ankommt, eigenwirtschaftliche Interessen zu verfolgen. ...
Haben die Steuerzahler nicht erst Milliarden aufwenden müssen, um die Hinterlassenschaften solcher Geldgeier abzufangen? Ich hoffe nur, dass die Landesregierung inzwischen erkannt hat, dass solchen Firmen das Handwerk gelegt werden muss, bevor wieder ein Kind in den Brunnen fällt.
Obwohl Kapsweyer und Steinfeld im Augenblick nicht direkt betroffen sind, möchte ich die Bürger dieser Gemeinden aufrufen, die Zukunft könnte auch uns schneller in den Mittelpunkt solcher Ereignisse rücken, als uns lieb sein kann, zumal schon heute von den Behörden damit spekuliert wird, dass die Trinkwasserbrunnen in Steinfeld bei einem möglichen Ausfall der Schaidter Brunnen die Trinkwasserversorgung von Schaidt, Freckenfeld, Vollmersweiler und Büchelberg übernehmen soll, obwohl dies technisch derzeit gar nicht möglich ist.
L.R. Kapsweyer

Schadensrisiko liegt bei Bürgern
Nach dem Durchlesen des obigen Artikels könnte man die Firma Geoenergy wegen Ihrer Klage über die bereits entstandenen Kosten in siebenstelliger Höhe wirklich bedauern. Grund für die Verluste seien die teuren Bohrgeräte, die auf ihren Einsatz im Wasserschutzgebiet direkt vor Schaidt vorgesehen sind. Mittlerweile weiß jeder, dass die Tiefe- Geothermie nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik schwer überschaubare ökologische und ökonomische Risiken birgt. Während die Bürger von Schaidt um die Unversehrtheit ihrer Häuser und die Reinhaltung ihres Trinkwassers tief besorgt sind, wird im Hintergrund zwischen den Kapitalanlegern und der „Vollzugsfirma” um den wirtschaftlichen Einsatz ihres Kapitals gepokert. Wird hier auf staatliche Subventionen gesetzt, damit sich das ganze Vorhaben für den Betreiber lohnt? Wir haben jedenfalls den Eindruck, dass hier Profitinteressen vorrangig sind vor Mensch und Umwelt. Wenn man sich nicht mit den Risiken dieses Kraftwerks auseinandersetzen würde, könnten einem nach dem Lesen des Artikels schlichtweg die Tränen kommen. Bedauern ist jedenfalls nicht angesagt. Schließlich trägt der Betreiber das Risiko für das einzusetzende Geld. Das Risiko des Schadens liegt jedoch bei jedem Schaidter Bürger. Wir fragen uns nach wie vor, warum wir diesen Preis bezahlen sollen, damit die Kapitalgeber der Karlsruher Firma „Geoenergy” ihre Kassen füllen können?
C.+R.R.,Schaidt
Niemand zwingt Geoenergy„Die Firma Geoenergy wäre wahrlich zu bedauern, wenn sie das staatsgeförderte Energielobby-Subventionsprojekt „ Geothermie” nicht selbst - naiv oder vorsätzlich - direkt an den Schaidter Ortsrand und mitten ins Wasserschutzgebiet geplant hätte.
Niemand hatte Geoenergy dazu gezwungen, 1. ein hohes Trinkwasser-Risiko in ein lebenswichtiges Wasserquellgebiet einzubringen, 2. einen Dauerlärmbetrieb in direkte Wohnnähe zu planen, 3. einer ländlichen Region ein Erdbebenszenario in Aussicht zu stellen, 4. einer Kommune die Lebensqualität zu nehmen und 5. das hart erarbeitete Eigentum der Dorfbewohner direkt oder indirekt zu „stehlen”. Daher wäre es mehr als ein Segen für den Viehstrich, wenn er von dieser Heuschrecke verschont würde. Die Region sollte weiterhin gemeinsam daran arbeiten.
B.G., Schaidt

Pressespiegel
Leserbriefe Rheinpfalz, 10.März 2011